02.12.2024
N°2 2024

Nachhaltigkeit in der Weiterbildung

Das Modell der Nachhaltigen Entwicklung ist als umfassendes Konzept in den 1970er Jahren entstanden, seine globale Verbreitung geht auf den Brundtland-Bericht von 1987 zurück. Auch in der Bildung sind Konzepte nachhaltiger Entwicklung seit längerem präsent – was aber nicht zwingend bedeutet, dass sie in der Praxis auch umgesetzt werden. Diese EP geht deshalb der Frage nach, wie Nachhaltigkeit im Kontext der Erwachsenenbildung verstanden werden kann und (realiter) wird, welche Konzepte zur Verfügung stehen und wie diese sinnvoll genutzt werden können.

Im einleitenden Beitrag gibt Henning Pätzold einen Überblick über die wichtigsten Hintergründe, Ansätze und Modelle nachhaltiger Entwicklung in der Erwachsenenbildung. Dazu gehört bspw. die Weiterentwicklung des bekannten Drei-Säulen-Modells hin zu sogenannten Vorrangmodellen, welche der ökologischen Dimension Vorrang vor der sozialen und ökonomischen Dimension einräumen. Pätzold sieht Nachhaltigkeit als Anlass kollektiver (Um-)Orientierung und betont die Komplexität und Unvorhersehbarkeit der damit verbundenen Prozesse. In der praktischen Umsetzung von Erwachsenenbildung für nachhaltige Entwicklung sollten aus seiner Sicht der Umgang mit Komplexität, das Denken in Systemen sowie der Aufbau von Diskursräumen und Kompetenzen eine zentrale Rolle spielen.

Ulrich Müller thematisiert die Implementierung von Nachhaltigkeit in den Weiterbildungsorganisationen ebenfalls als umfassenden, ganzheitlichen Prozess. Er erörtert im Rückgriff auf den «Whole Institution Approach», wie Weiterbildungseinrichtungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ihre Programmplanungsstrategien mit der Organisationsentwicklung verknüpfen können.

Die weiteren Dossierbeiträge analysieren Nachhaltigkeit als Lerngegenstand in der beruflichen Bildung (Julia Hufnagl und Harald Hantke), setzen sich auf der Grundlage empirischer Daten mit den Kompetenzen von Führungspersonen im Hinblick auf Nachhaltigkeit auseinander (Studie von Sarah Eberz) oder gehen der Frage nach, welche Verantwortung Weiterbildungseinrichtungen im Bereich Nachhaltigkeit übernehmen können (Bianca Tokarski). Dabei geht es auch um Chancen und Herausforderungen, um Dilemmata und um die Frage, wie sich die Institutionen im Spannungsfeld zwischen transformativem Bildungsauftrag und Weiterbildungsnachfrage bewegen.

Im Praxisteil der EP kommen Weiterbildungseinrichtungen zu Wort. Ronald Schenkel präsentiert exemplarische Einblicke in die Umsetzung von Massnahmen zur Nachhaltigkeit bei mehreren Anbietern. Alice Johnson und Helene Sironi berichten aus ihrer Arbeit bei Silviva, einem Anbieter von naturbezogener Umweltbildung. Philip Smets und Eva Heinen zeigen auf, wie deutsche Volkshochschulen BNE-Konzepte umsetzen. Und bei Cornelia Moser und Jürg Schneider steht das Potenzial von Weiterbildung für die ökologisch nachhaltige Bauplanung im Zentrum. Niels Rot und Alexandra Horvath stellen das Konzept der «Inner Development Goals» vor und berichten aus ihren Erfahrungen mit dem Implementieren dieses Konzeptes in (Weiter-)Bildungsinstitutionen. Im Interview mit Kathrin Reimann von der Organisation Filme für die Erde schliesslich geht es um Lerngelegenheiten ausserhalb von Bildungsinstitutionen und um das Potenzial von Dokumentarfilmen, die Bevölkerung für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren.

Wie immer werden die Beiträge ergänzt um kurze Informationen zu aktuellen Projekten und Entwicklungen im Weiterbildungsfeld.

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