23.11.2021
N°2 2021

Editorial: Anspruchsvolle Zeiten für das Weiterbildungspersonal

Zurzeit befindet sich die Weiterbildung in einer interessanten und auch anspruchsvollen Entwicklungsphase. Die Weiterbildungsinstitutionen sind – nicht erst seit Corona – mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert, die ihre Arbeitsweise, die Angebote und Inhalte und letztlich auch Organisationsstrukturen und Geschäftsmodelle betreffen. Wenn sich die Rahmenbedingungen und die Ansprüche der Zielgruppen wandeln, verändern sich auch die Anforderungen an das Weiterbildungspersonal.

Weiterbildungsinstitutionen stehen in einer Wechselwirkung mit der für sie relevanten Umwelt. Einerseits werden Erwartungen an die Institutionen herangetragen. Sie müssen ihre Programm- und Angebotsplanung an berufliche wie gesellschaftliche Veränderungen und natürlich auch an einen fortschreitenden technologischen Wandel anpassen. Andererseits unterstützen und ermöglichen sie auch gesellschaftliche Veränderungen, indem sie neue Lernthemen und -gelegenheiten entwickeln und lancieren.

Sich verändernde Bedingungen und Ansprüche wirken sich auf die Kompetenzanforderungen des Weiterbildungspersonals aus. Dies betrifft die Lehrenden, vor allem aber auch das Leitungs- und Planungspersonal in den Weiterbildungsinstitutionen. Letzteres nehmen wir in dieser EP-Ausgabe besonders in den Blick. Von neueren Entwicklungen erfasst werden jedoch auch die Weiterbildungsinstitutionen als Unternehmen. Dabei werden bisherige Organisationsstrukturen in Frage gestellt. Die Autorinnen und Autoren des Dossiers dieser EP-Ausgabe beschreiben und analysieren entsprechende Einflussfaktoren aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven. Daraus leiten sie mitunter veränderte und neue Kompetenzanforderungen an das Weiterbildungspersonal ab (Matthias Alke, Joachim Ludwig, Falk Scheidig), skizzieren aber auch unternehmerische und organisatorische Herausforderungen sowie deren Konsequenzen für die Organisationsstrukturen (Karin Dollhausen, Sabine Lauber-Pohle).

Dabei spielen die Erfahrungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eine einschneidende Rolle. Wie verschiedentlich festgestellt wird, hat die Pandemie in der Weiterbildung einen eigentlichen Digitalisierungsschub in Gang gesetzt. Dieser – so darf zumindest angenommen werden – war wiederum mit einem Lernschub im Umgang mit dem Digitalen verbunden.

Vor der Pandemie spielten digitale Vermittlungsformen in der Weiterbildung keine grosse Rolle. Dass die Anbieter während des Präsenzverbotes dennoch auf digitale Kanäle ausweichen konnten, ist also nicht allein ihrer Anpassungsfähigkeit zu verdanken. Die kurzfristige Verschiebung vom analogen in den digitalen Raum war nur möglich, weil die Voraussetzungen dafür gegeben waren. Das heisst: Im gesellschaftlichen Umfeld war die Digitalisierung schon vor Corona weit fortgeschritten. Die Kultur des Digitalen (Stéphane Jacquemet) war längst Realität.

Im Praxisteil dieser Ausgabe lassen wir die Professionellen aus der Praxis der Weiterbildung selbst zu Wort kommen. Welche konkreten Veränderungen erfahren sie und welche veränderten oder neuen Kompetenzanforderungen resultieren aus ihrer Sicht daraus? Vertreterinnen und Vertreter von vier Bildungsinstitutionen nehmen zu diesen Fragen Stellung und bieten vielfältige Einblicke in die aktuelle Bildungspraxis (Michael Achermann, Daniel Carron, Giuliana Tedesco-Manca, Tobias Zimmermann).

Veränderte Anforderungen an das Weiterbildungspersonal spiegeln sich auch in Kompetenzprofilen und Ausbildungen wider. Wie dies konkret aussehen kann, zeigt das frisch revidierte Kompetenzprofil zum eidg. Fachausweis Ausbilder/in (Andreas Schubiger).

Ergänzend zum Heftthema enthält diese EP eine Carte blanche (Ekkehard Nuissl), stellt die neue Professur für Berufs- und Weiterbildung an der Uni Zürich vor (Katrin Kraus) und bietet Lesehinweise sowie aktuelle Meldungen aus der Weiterbildung.

Die Redaktion wünscht Ihnen eine anregende Lektüre und freut sich über Rückmeldungen zur zweiten Ausgabe der neu konzipierten EP.