Kooperationen in der Weiterbildung
Kooperationen gehören in der Weiterbildung zum Alltag. Als Kooperation bezeichnet man die organisierte Zusammenarbeit zwischen selbständigen und unabhängigen Partnern, die – idealerweise – ein gemeinsames Ziel verfolgen und von Synergien profitieren. Für viele Weiterbildungsanbieter ist es selbstverständlich, mit anderen Bildungsorganisationen oder mit Akteuren wie Unternehmen, Behörden und Universitäten zusammenzuarbeiten, um innovative Angebote zu entwickeln, neue Zielgruppen zu erreichen oder die Digitalisierung zu bewältigen.
Diese EP diskutiert Strategien, Herausforderungen und Gelingensbedingungen von Kooperationen auf der Ebene der Weiterbildungsorganisationen sowie des Weiterbildungssystems. Die Ausgabe reflektiert zudem kritisch, inwiefern der erwartete dem tatsächlichen Nutzen entspricht. Denn die beteiligten Anbieter befinden sich oft auch in einem Spannungsfeld zwischen Kooperation und Konkurrenz.
In einem einleitenden Beitrag gibt Matthias Alke einen Überblick über verschiedene Formen von Kooperationen und beschreibt aktuelle Herausforderungen. Er verweist darauf, dass Kooperationen auch von teils paradoxalen Handlungslogiken geprägt sind, die einer erfolgreichen Zusammenarbeit hinderlich sein können. Regula Julia Leemann erläutert aus einer soziologischen Perspektive, wie Konventionen im Sinne von historisch gewachsenen moralischen Wertordnungen, Handlungslogiken und Gerechtigkeitsprinzipien die Qualität von Kooperationen beeinflussen. Annika Maschwitz befasst sich in ihrem Beitrag mit dem Kooperationsmanagement. Sie geht der Frage nach, welche Herausforderungen mit Kooperationen in der Weiterbildung verbunden sind und wie Kooperationen erfolgreich gestaltet werden können. Johannes Bonnes verweist auf die Rolle digitaler Plattformen im Kontext von Kooperation und Konkurrenz und die Limitierungen, die in Weiterbildungsorganisationen aufgrund der Konstruktionsweise von digitalen Plattformen bestehen.
In der Rubrik «Praxis» beschreiben die Autorinnen und Autoren konkrete Umsetzungsbeispiele. Jessica Dehler Zufferey, Frédérique Chessel-Lazzarotto, Sunny Avry und Emilie-Charlotte Monnier zeigen anhand des Projekts «Digitale Bildung» im Kanton Waadt auf, wie Vertreterinnen und Vertreter von Forschung und Praxis zusammenarbeiten können, um Innovationen in der Bildung voranzubringen. Ronald Schenkel wirft einen Blick in die KV-Bildungswelt und geht der Frage nach, warum Kooperationen im Weiterbildungsbereich in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Luca Mollenhauer beschreibt die Gelingensbedingungen für den erfolgreichen Einsatz von Open Educational Resources (OER) in der Weiterbildung, wobei er zwischen Bedingungen auf der individuellen und auf der organisationalen Ebene unterscheidet. Markus Maurer erläutert in seinem Beitrag die Rolle der Kantone bei der Förderung des Zugangs Erwachsener zu Abschlüssen der beruflichen Grundbildung. Dabei wird deutlich, dass entsprechende Ansätze eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Organisationen der Arbeitswelt und den zuständigen Schulen erfordern. Annique Bello reflektiert das Potenzial von Kooperationen in der Arbeitsintegration am Beispiel von Pôle Industrie. Das in der Westschweiz ansässige Bildungszentrum arbeitet eng mit Unternehmen aus der Region Neuenburg zusammen, um geeignete Weiterbildungen zu konzipieren. Im abschliessenden Beitrag bescheinigt Bernhard Grämiger der Schweiz eine Weiterbildungspolitik ohne klare Prioritäten und argumentiert dafür, ein Koordinationsgremium zu schaffen, in dem alle relevanten Akteure der Weiterbildung einbezogen werden.
Ziel dieser EP ist es, das Potenzial von Kooperationen in der Weiterbildung aufzuzeigen. Dabei müssen teils grosse Hürden überwunden werden, damit die Zusammenarbeit tatsächlich gelingt. Ein Blick in die Praxis zeigt, wie sehr eine erfolgreiche Kooperation des fortlaufenden Engagements aller beteiligter Partner bedarf.
Die Redaktion wünscht Ihnen eine inspirierende Lektüre.