Editorial: Aufbruch in eine neue Ära
Seit 54 Jahren gibt es die EP als einzige Fachzeitschrift für Weiterbildung in der Schweiz. Ihr Ziel ist es, relevante Themen aufzugreifen, aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und Impulse für die Praxis der Weiterbildung zu geben. Mit der vorliegenden Ausgabe beginnt für die EP eine neue Ära: Sie wird digital. Sie erscheint neu zweimal jährlich in einer deutschen und einer französischen Fassung und sie ist open access verfügbar. Parallel dazu bleibt die EP weiterhin als gedruckte Zeitschrift bestehen.
Die schweizerische Weiterbildung ist ein äusserst heterogenes Feld. Rund die Hälfte der Weiterbildungsanbieter sind kleine Organisationen mit wenigen Mitarbeitenden. Ein Grossteil der Kursleitenden arbeitet im Auftragsverhältnis, hat mehrere Arbeitgeber und bewegt sich in den unterschiedlichsten Kontexten. Schulleiterinnen und Programmplaner übernehmen die Aufgabe, unter komplexen, oft wechselnden Bedingungen für Kontinuität zu sorgen. Vielfältig sind auch die Wege, die in dieses Berufsfeld führen. Die Standardbiographie des Erwachsenenbildners gibt es nicht.
In einem solch heterogenen, marktorientierten Umfeld gibt es nicht viele Gelegenheiten, sich vertieft mit aktuellen Entwicklungen und Perspektiven auseinanderzusetzen. Es gehört zu den zentralen Aufgaben und zur Mission des SVEB, Austausch und Vernetzung im Weiterbildungsbereich zu fördern und Fachwissen bereitzustellen, das die Akteure in ihrer täglichen Arbeit unterstützt.
Mit der auf einer digitalen Plattform frei zugänglichen EP wollen wir dazu einen weiteren Beitrag leisten. Ihr Zweck besteht darin, zum einen Fachwissen bereitzustellen und zum anderen Einblick zu geben in aktuelle Tendenzen und Entwicklungen der Weiterbildung. Die Beiträge wollen Denkanstösse und Anregung bieten, die eigene Praxis zu reflektieren und dabei auch neue Zugänge zu vertrauten Themen zu finden.
In der ersten Ausgabe steht mit der Teilnahme ein Kernthema der Weiterbildung im Zentrum. Ohne Teilnehmende gibt es keine Weiterbildung. Trotzdem ist Weiterbildungsbeteiligung keine Selbstverständlichkeit. Sie ist im Gegenteil ein höchst komplexes Phänomen. Ob Beteiligung gelingt, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Nicht alle Faktoren können Weiterbildungsanbieter gleichermassen beeinflussen, aber je besser man versteht, was Beteiligung ermöglicht oder eben hemmt, desto eher kann man sie fördern. In den letzten Jahren zeichnen sich bei der Weiterbildungsbeteiligung manche Verschiebungen ab. Es gibt Anzeichen, dass die digitale Transformation die Zugänge zu Weiterbildung verändert, dass die digitale Spaltung zunimmt und dass die Pandemie zu einem Rückgang der Weiterbildungsbeteiligung führt – zu einem Zeitpunkt, da sich in vielen Branchen die Qualifikationsanforderungen ändern und der Weiterbildungsbedarf steigt. Um diese Widersprüche verstehen und die Zielgruppen weiterhin erreichen zu können, braucht es ein vertieftes Verständnis darüber, wovon Weiterbildungsbeteiligung abhängt und wie sie unterstützt werden kann.
Die Redaktion wünscht Ihnen eine bereichernde Lektüre und nimmt Rückmeldungen und Anregungen zur neuen EP gerne entgegen.