28.11.2023
N°2 2023

Aktuelles aus dem SVEB

  Branchenmonitor: Trotz grosser Herausforderungen herrscht Zuversicht

Die Weiterbildungsbranche hat gemäss Anbietern mit dem Fachkräftemangel, einem verstärkten Wettbewerb und einem veränderten Anmeldeverhalten der Teilnehmenden zu kämpfen. Trotzdem gehen die Weiterbildungsorganisationen von einer leicht positiven Entwicklung aus, wie der SVEB-Branchenmonitor ergeben hat.

Der SVEB-Branchenmonitor erscheint einmal jährlich und beobachtet die Entwicklung in der Weiterbildungsbranche, insbesondere in den Bereichen wirtschaftliche Situation, Angebot, Nachfrage und Personalbestand. Die Umfrageergebnisse zeigen eine leicht positive Entwicklung für die Branche im Jahr 2022 und ebenso positive Erwartungen für das laufende Jahr 2023. Dies, obwohl die Weiterbildungsanbieter wiederum vor grossen Herausforderungen stehen. Die zurzeit grösste Herausforderung sehen die Befragten im verschärften Wettbewerb, der unter anderem von internationalen Online-Angeboten angetrieben wird.

Teilnehmende zu gewinnen, ist eine wiederkehrende Challenge für die Bildungsinstitutionen. Das zeigt sich teilweise auch bei der Durchführung respektive Nichtdurchführung: Im Durchschnitt konnte jedes fünfte Angebot, das ausgeschrieben war, nicht durchgeführt werden.

Zwei SVEB-Projekte rund um Nachhaltigkeit

Der SVEB sieht einen grossen Bedarf, die Rolle der Weiterbildung im Bereich Nachhaltigkeit zu stärken. Um zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen zu können, müssen Erwachsene allerdings über Kompetenzen in den Nachhaltigkeitsbereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales verfügen. Deshalb hat der SVEB das Thema Nachhaltigkeit zu einem Schwerpunkt erklärt und setzt verschiedene Projekte in diesem Bereich um. 

Gleich zwei nationale Nachhaltigkeitsprojekte sind im Sommer gestartet: Mit dem Klima-Check will der SVEB Bildungsinstitutionen dabei unterstützen, ihre Klima-Bilanz zu analysieren und zu verbessern. Mit dem Leitinstrument können sie sich zu nachhaltigen Organisationen entwickeln.

Das Projekt Klimabildung soll einen systematischen Überblick über die hiesigen Angebote zur Vermittlung von Klimakompetenzen im Erwachsenenbereich bieten – etwas, das es bis jetzt nicht gibt. Das geplante Projekt analysiert die aktuelle Situation der Klimabildung im Erwachsenenbereich und hält die Ergebnisse in einem Bericht fest.  

Ausserdem ist der SVEB beim Thema Nachhaltigkeit Teil von verschiedenen internationalen Kooperationsprojekten und arbeitet mit Partnerländern an der Förderung der Nachhaltigkeitsbildung von Erwachsenen. Ein Beispiel ist das Projekt TALE, das mit transformativen Lernansätzen und innovativen Lernmethoden das Klimabewusstsein in der Gesellschaft steigern möchte. Der SVEB wird sich in Zukunft dem Thema Nachhaltigkeit noch verstärkt widmen und die Interessen des Weiterbildungsbereichs auf nationaler und internationaler Ebene vertreten. 

Forschungstagung im Zeichen der Nachhaltigkeit

Am 25. Januar 2024 findet an der PHZH die siebte Tagung der Reihe «Weiterbildung in Forschung und Praxis» statt. Das Thema: Nachhaltigkeit in der Weiterbildung – Impulse für Organisations- und Angebotsentwicklung.

An der Tagung wird das Thema Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen beleuchtet: Auf der Systemebene fragen wir nach den nötigen (politischen) Rahmenbedingungen für Weiterbildungsinstitutionen, damit Nachhaltigkeit noch stärker in den Organisationen und im Angebot verankert werden kann. Auf der Organisationsebene geht es darum, wie Nachhaltigkeit in den Institutionen gelebt wird, wie Institutionen zu einem Lernraum für nachhaltige Entwicklung werden können oder wie das Personal entsprechend qualifiziert werden muss.

Auf der Ebene des Lehrens und Lernens geht es um die Frage, wie Nachhaltigkeitsinhalte zeitgemäss vermittelt werden und wie Nachhaltigkeit in der Weiterbildung als Querschnittsthema aufgenommen werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt liegt beim Thema Kompetenzen: Wir fragen uns, welche Kompetenzen Verantwortungsträger und Dozierende brauchen, um das Thema Nachhaltigkeit in der Weiterbildung und in der Gesellschaft insgesamt zu fördern. Uns interessiert aber auch, welche Kompetenzen die erwachsene Gesellschaft insgesamt braucht, um zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen.

Projekt Lebenswelten – wie sieht die Welt von Nichtteilnehmenden aus?

Ihre Zielgruppen zu erreichen, ist für Weiterbildungsanbieter eine permanente Herausforderung. Besonders anspruchsvoll ist die Teilnehmendengewinnung im Bereich Grundkompetenzen, wo die Zielgruppen häufig von unterschiedlichen Förderstrukturen angesprochen werden.

Ein lerntheoretischer Ansatz geht beispielsweise davon aus, dass es normalerweise nur dann zum Lernen kommt, wenn gewöhnliche Routinen nicht mehr greifen. Wenn die Personen mit geringen Grundkompetenzen selbst jedoch ihren Umgang mit Schriftsprache (oder einer anderen Grundkompetenz) als ausreichend einschätzen und er ihren lebensweltlichen, beruflichen und alltäglichen Ansprüchen genügt, wird die Zielgruppenansprache zusätzlich erschwert.  

Es stellt sich deshalb die Frage, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit Personen, die keine Weiterbildungen besuchen, in einen Lernprozess zur Verbesserung ihrer Grundkompetenzen eintreten. Für ein vertieftes Verständnis dieser Frage braucht es mehr Wissen über ihre Lebenswelten, ihren Zugang zum Lesen und Schreiben und ihre Einstellung zum Lernen.

Das Projekt Lebenswelten hat zum Ziel, Informationen zu den Lebenswelten von Nichtteilnehmenden zu erhalten; als Nichtteilnehmende gelten im Rahmen dieses Projektes Zielpersonen von Angeboten im Bereich Grundkompetenzen, die diese aber nicht nutzen. Dazu führt das Projektteam des SVEB ab Herbst 2023 in allen Sprachregionen der Schweiz leitfadengestützte Interviews durch. Dieses Entwicklungsprojekt wird vom SBFI finanziert und dauert bis zum Sommer 2024. 

Grosse Nachfrage nach Bildungsgutscheinen zur Förderung der Grundkompetenzen im Kanton Luzern

Seit dem 4. September 2020 können sich erwerbsfähige Erwachsene mit Wohnsitz im Kanton Luzern für einen Bildungsgutschein im Wert von 500 Franken anmelden. Dieser Gutschein kann für einen Grundkompetenzkurs in den Bereichen Lesen und Schreiben, Konversation, Alltagsmathematik sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) eingelöst werden. Am 24. August ist der vom SVEB in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern (DBW) erarbeitete Evaluationsbericht 2022 erschienen. Die Ergebnisse zeigen, dass im Jahr 2022 817 Personen insgesamt 1’046 Bildungsgutscheine eingelöst haben. Das entspricht einer Zunahme von rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr und verdeutlicht, dass das Angebot der Bildungsgutscheine zur Förderung der Grundkompetenzen bei Erwachsenen sehr gefragt ist.

2022 beteiligten sich 11 Weiterbildungsanbieter am Gutscheinsystem im Kanton Luzern. Sie haben 56 Angebote insgesamt 431-mal auf der Website der nationalen Kampagne zur Förderung der Grundkompetenzen «Einfach besser!» ausgeschrieben. Die meisten Kurse wurden im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) besucht, gefolgt von Konversation, Lesen und Schreiben sowie Mathematik. Die Teilnehmenden waren mehrheitlich zwischen 25 und 54 Jahre alt und hatten Deutsch als Fremdsprache. 42% verfügten zum Zeitpunkt des Gutscheinbezugs über keinen Abschluss auf Sekundarstufe II (Berufslehre oder Mittelschule).

Gollob, Sofie/Buser, Patricia (2023): Einsatz von Bildungsgutscheinen zur Förderung von Grundkompetenzen im Kanton Luzern. Evaluationsbericht 2022, Zürich: SVEB

Weiterbildung mit Gutscheinen fördern: Neue Materialien helfen bei der Projektplanung

Mit Bildungsgutscheinen werden Personen finanziell bei einer Weiterbildung unterstützt. Die Gutscheine sind je nach Zielen und Bedarfen flexibel einsetzbar. Es handelt sich um ein nachfrageorientiertes Finanzierungsinstrument. Das heisst, die Teilnehmenden entscheiden – im Rahmen des definierten Angebotes – selbst, welche Weiterbildungen sie besuchen möchten.

Um einen Bildungsgutschein erfolgreich zu etablieren, braucht es einen sorgfältig abgestimmten Mix an Massnahmen. Diese sollten einerseits den Zielen und Vorgaben der Auftraggeber/Finanzgeber und andererseits dem Bedarf der Zielgruppe entsprechen. Der SVEB hat darum Materialien erarbeitet, die Akteuren wie Kantonen oder Stiftungen bei der Planung und Umsetzung von erfolgreichen Gutscheinprojekten helfen.

Allen Interessierten stehen folgende Unterlagen zur Verfügung: 

  • Der Schnell-Check bietet eine Übersicht über die wichtigsten Massnahmen, die es braucht, um ein erfolgreiches Projekt umzusetzen. Er hilft bei der Entscheidung, ob Bildungsgutscheine das geeignete Finanzierungsinstrument sind.
  • Der Leitfaden dient als Orientierungshilfe für die Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung von Weiterbildungsgutschein-Projekten (kurz Gutscheinprojekten). Es werden sechs Bausteine vorgestellt sowie Erfolgsfaktoren und Stolpersteine aufgezeigt.
  • Der Grundlagenbericht fasst den aktuellen Wissensstand aus Praxis und Forschung zum Thema Bildungsgutscheine zusammen. Es werden etablierte Projekte vorgestellt. 
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